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Thüringer Burgen im Mittelalter

Im Gegensatz zu den meisten anderen Regionen Mitteleuropas kann sich Thüringen glücklich schätzen, eine ganze Reihe von noch recht gut erhaltenen Burgen aus der Zeit des 11-13. Jahrhunderts zu besitzen.
Die Wurzeln für die interessante und breit gefächerte Burgenlandschaft Thüringens wurden im frühen Mittelalter gelegt.
Viele der damals errichteten Burgen und Wehranlagen befanden sich nahe der großen und kleinen Flüsse wie der Saale, die Thüringen auf ihrem Weg zu den großen Strömen durchqueren. Neben den zahlreichen Bauwerken nahe der Saale, deren Burgen in einigen Versen und Liedern verewigt sind, gibt es aber an den anderen bekannten Thüringer Flüssen wie der Werra, der Unstrut, der Weißen Elster und der Gera viele Burgen und Herrensitze.

Ein großer Teil der Burgen in Thüringen, aber auch in vielen anderen Teilen Deutschlands, wurde durch die Bauweise der römischen Kastelle beeinflusst. Die größten Veränderungen und Erweiterungen der Burganlagen gab es allerdings dann in der sogenannten Stauferzeit. Zeugen dieser im Burgenbau so wichtigen und interessanten Zeit sind heute noch immer imposante Bauwerke wie die Wartburg bei Eisenach und die Reichsburg Kyffhausen.

Die Vielfalt der Burgen und die Thüringer Kleinstaaterei

Thüringen profitiert heute touristisch von der breiten Kulturlandschaft der Burganlagen, die sich über den Freistaat verteilen. Aber warum gab es gerade in Thüringen so eine große Zahl von Burgen und Wehranlagen?
Die Antwort darauf ist relativ einfach. Es gab Ende des 17. Jahrhunderts etwa 20 Kleinstaaten in Thüringen. Im Jahr 1919 war das Land Thüringen immer noch in sieben Fürstentümer unterteilt. Dazu kam noch ein preußischer Regierungsbezirk. Diese lang andauernde Kleinstaaterei hat Thüringen damals nicht wirklich gut getan.

Aus heutiger Sicht hat diese Tatsache dem Land Thüringen, seinen Einwohnern und Besuchern einen kulturellen und historischen Schatz vererbt, um den es andere Bundesländer beneiden. Man kann sich als Beispiel vor Augen halten, dass Thüringen zwar nicht zu den größten Staaten in Deutschland zählt, aber fast 200 Städte und Orte des Freistaates über mindestens eine Burg verfügen.

An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn

Allein zu beiden Seiten des Saaletals, das einen nennenswerten Teil von Thüringen durchzieht, erhoben sich zu jener Zeit um das Mittelalter herum fast 70 Burgen. Es ist kein Wunder, dass diese Vielfalt an Burgen so manchen Dichter, Maler und Komponisten inspirierte. Thüringer Burgen findet man auf sehr vielen Bildern und auch in vielen Versen und Liedern wieder.

Die wohl bekanntesten Verse über die Thüringer Burgen an den Ufern der Saale hat Franz Kugler im Jahr 1826 auf der Rudelsburg bei Bad Kösen geschrieben. Auch wenn die darin besungenen Burgen damals hauptsächlich durch Burganlagen im heutigen Sachsen-Anhalt motiviert wurden tut dies dem Bekanntheitsgrad und der Beliebtheit dieses Liedes in Thüringen keinen Abbruch.

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Das Lied von Franz Kugler gibt auch einen Eindruck über die damals beginnende romantische Verklärung der zeit des Mittelalters, der Burgen und der Ritter.

An der Saale hellem Strande
stehen Burgen stolz und kühn
Ihre Dächer sind zerfallen,
und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen d´rüber hin.

Zwar die Ritter sind verschwunden,
Nimmer klingen Speer und Schild;
Doch dem Wandersmann erscheinen
In den altbemoosten Steinen
Oft Gestalten zart und mild.

Droben winken schöne Augen,
Freundlich lacht manch roter Mund,
Wand’rer schaut wohl in die Ferne,
Schaut in holder Augen Sterne,
Herz ist heiter und gesund

Und der Wand´rer zieht von dannen
Denn die Trennungsstunde ruft
Und er singet Abschiedslieder
Lebewohl tönt ihm hernieder
Tücher wehen in der Luft.
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Burgenromantik oder schwarzes Mittelalter?

Im 18. Und 19. Jahrhundert trat nicht nur in Thüringen eine zunehmende Romantisierung des Blickes auf das Mittelalter auf. Die Burgen, die Ritter, die alten Städte – alles rückte ein wenig in das Licht von Abenteuer, Spannung und einer gewissen Romantik. Dazu trugen nicht nur die vielen gesammelten und geschriebenen Märchen bei, sondern auch die Studenten, die Treffen und Versammlungen in diesen Bauwerken abhielten. Auch das Wandern wurde zunehmend eine Massenbewegung und als Wanderziele waren die Burgen und Schlösser der Umgebung ideale Punkte in der Landschaft.

Die romantische Verklärung des Mittelalters und besonders des Lebens auf den Burgen orientiert sich allerdings nicht wirklich an den Realitäten der damaligen Zeit. Der Alltag der Menschen in der damaligen Zeit, egal ob sie auf einer Burg in Thüringen oder einer Stadt irgendwo in deutschen Landen gelebt haben, dürfte alles andere als einfach gewesen sein.

Interessante Zahlen und Fakten zur Burgenlandschaft in Thüringen

In Thüringen gibt es fast 200 Orte, die mindestens eine Burg, ein Schloss oder Wehranlage besitzen

Thüringen war zum Ende des 17. Jahrhunderts in über 20 Kleinstaaten aufgeteilt

Die Thüringer Kleinstaaterei machte nicht einmal vor Städten halt. In einigen Thüringer Städten wie zum Beispiel Greiz verliefen die Grenzen der Staaten mitten durch die Stadt.

Die Thüringer Wartburg gehört zu den bekanntesten Burganlagen in ganz Deutschland

Foto: (c)Tomasz Bidermann – Fotolia

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